Zu der freigebigen Erde!
Zu diesen Orten, diesen Feldern, zum Berg USHI-DARENA,
von MAZDA erschaffen, dem Sitz der heiligen Glückseligkeit!
Zu allen den Bergen, von MAZDA erschaffen,
den Plätzen der heiligen Glückseligkeit!
Zu der königlichen Glorie (XVARNAH), von MAZDA erschaffen!
Zu jener Glorie, die nicht gewaltsam erfaßt werden kann,
erschaffen von MAZDA!


SIROZAH (1.28 ZAMYAT)

Die heiligen Berge, als archetypische Symbole, die in dieser Liturgie erwähnt werden, entsprechen dem Charakter der visionären Landschaft der Erde. Diese Gipfel sind die Orte der XVARNAH-Oberpriester und sind Stationen in dem sophianischen Mysterium der Erde. Der Berg ELBURZ, der 'kosmische Berg' des MAZDAYASNA, wurde von der Erde als Festung gegen die Kräfte der Dunkelheit errichtet. Von einem anderen heiligen Berg, HUKAIRYA, fließt ein himmlischer Strom von XVARNAH hernieder, der über den aus Rubin bestehenden Berg USHI-DARENA herabstürzt und sich in den kosmischen See VOURUKASHA ergießt. USHI-DARENA, Berg der Morgendämmerungen, versinnbildlicht den Archetyp des Heraufdämmerns von Intelligenz. Vom Gipfel des heiligen CHAKAD-I-DAITIK steigt die Brücke des CINVAT (Zira'at) auf, die wahre Schwelle zur Ewigkeit.

Diese Vorstellung einer himmlischen Erde beeinträchtigt die Bedeutsamkeit des physischen Planeten nicht, vielmehr heiligt sie ihn. Die Welt des XVARNAH und die topographische Erdkugel sind zwei gleichzeitig bestehende Aspekte eines einzigen Engel-Wesens; der eine Aspekt ist der Engel in seinem subtilen, MENOK-Zustand, der andere ist der Engel in seinem manifestierten, GETIK-Zustand. Der Prophet ZARATHUŠTRA hielt seine Lobpreisungen des Engels-der-Natur in Gleichgewicht mit praktischen Regeln über die ökologische Reinheit. PIR-O-MURSHID HAZRAT INAYAT KHAN scheint den Geist des sophianischen Rittertums wiederzubeleben, wenn er sagt:

"Mein tiefer Seufzer steigt auf als ein Schrei der Erde,
und eine Antwort kommt von innerhalb als eine Botschaft."

  In diesem Jahrhundert ist der Schrei unserer Mutter Erde dringlicher geworden als je zuvor. Die moderne Industrie ist über die Erde Amok gelaufen, hat die Rohstoffe der Natur geplündert und sie dem Ökosystem durch Gifte ersetzt, unwiderrufliche Umweltverheerung bewirkend. Die Folgen der habgierigen, kurzsichtigen Ausbeutung des Planeten sind schmerzhaft ersichtlich. Mit einer Schnelligkeit von jeweils fünfundzwanzig Minuten verschwindet je eine Art. Alle fünf Sekunden verschwinden etwa vier Hektar der Bäume in den USA. Beim gegenwärtigen Tempo der Abforstung wird in den nächsten fünfzehn Jahren ein Drittel des gesamten Baumbestandes des Planeten eingeebnet sein.
  Der kultivierbare Erdboden, die besondere Muttererde, von der wir leben, ist gleichfalls bedroht. Fünfundsiebzig Prozent dieses originalen Erdbodens in den USA sind bereits verlorengegangen. In den nächsten fünfzehn Jahren wird der Rest auf weitere dreiunddreißig Prozent zusammengeschrumpft sein. Diese Auslaugung frucht-baren Landes ist innig verbunden mit dem unersättlichen Appetit Amerikas auf rotes Fleisch, das nur äußerst unwirtschaftlich zu gewinnen ist.

Die Lösung aus dem Verderben, das wir über uns und die Welt gebracht haben, kann nur, wie Pir-o-Murshid sagt, "von innen kommen". Nur ein inneres Verstehen der höheren Ordnung, die in der Natur wirkt, kann eine harmonische Koexistenz mit unserem Ökosystem fördern. Ebenso wie die MAZDA-Ritter des alten Iran das Licht der Glorie suchten, das "nicht gewaltsam erfaßt werden kann", aber durch Wahrhaftigkeit erlangt wird - müssen wir spirituelle und ökologische Übereinstimmung mit der Natur suchen; dies setzt die Auffassung voraus, daß die Erde vielmehr ein Gegenstand der Verehrung und nicht der Vergewaltigung ist.

Wir müssen den ritterlichen Geist des MAZDA-Gebetes von neuem entzünden:

"Mögen wir unter denen sein, die die Verklärung der Erde bewirken."


Pir Zia Inayat Khan, der Sohn, Schüler und künftige Nachfolger(seit 5.7.1982) von Pir Vilayat Inayat Khan, Oberhaupt des Sufiordens International, wurde am 4.3.2000 in New Delhi / Indien an der Dargha seines Großvaters Hazrat Inayat Khan, dem Gründer des Ordens, als Pir ernannt und in der Nachfolge bestätigt. Pir Zia wurde die Leitung des Internationalen Sufiordens Amerika und des Zira'ats von seinem Vater übertragen.
Neben der religionsübergreifenden mystischen Schulung, die er durch seinen Vater erhielt, studierte er an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz, erhielt die Lehren des Tibetischen Buddhismus in Dharmsala / Indien unter der Mentorschaft Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und studierte Sufismus in der klassischen indischen Tradition der Chistiyya.

Dieser Artikel ist während der Vertiefung in die Lehren von Shihabuddin Suhrawardi sowie in den Mazdaismus / Zoroastrianismus entstanden.
Pir Zia ist der Herausgeber des Buches "A Pearl in Wine: Essays on the Life, Music, and Sufism of Hazrat Inayat Khan", erschienen bei Omega Press.

Magazin "Emergence", Winter 89/90

 

 

 


 

 



Der Sufi sieht das Immanenz Gottes offenbart in der Natur und das Leben wird für ihn eine vollkommene Enthüllung, im inneren wie im äußeren Bereich.

 



 


'Es gibt nur ein Heiliges Buch, das heilige Manuskript der Natur, die einzige Heilige Schrift, die den Leser erleuchten kann.'


Inayat Khan

 



 


Wenn die Augen der Seele geöffnet sind, ist jedes Blatt des Baumes eine Seite des Heiligen Buches, das die göttliche Offenbarung enthält.

 


 



'Das Geheimnis Gottes kann in Seiner Natur studiert werden.'

Hazrat Ali

 



 

 

 

 

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